Optimismus aus gutem Grund

Die Börse bewertet immer die Zukunft! Diesen zentralen Investmentgrundsatz sollten sich Anleger nach dem historisch schlechten Vorjahr unbedingt vor Augen halten. Und im Vergleich mit der Vergangenheit hält die Zukunft einige Asse im Ärmel.

Denn die Bewertungen in der gesamten Anlageklasse Aktien sind deutlich zurückgekommen. Bei hochbewerteten Aktien ohne tragfähiges Geschäftsmodell haben Zinssteigerungen, die Konjunkturabschwächung und die veränderte Risikowahrnehmung der Investoren voll durchgeschlagen. Für eine größere Anzahl von Werten wird es keine Zukunft geben. Bei qualitativ hochwertigen Wachstumswerten verschiedener Branchen führen die zurückliegenden Kursverluste jedoch zu attraktiven langfristigen Bewertungen. Sollten die nächsten Monate erwartungsgemäß nur eine leichte Abkühlung der weltweiten wirtschaftlichen Aktivitäten mit sich bringen, dann sieht die Zukunft hier vielversprechend aus. Das Gleiche gilt für die Anlage in festverzinslichen Wertpapieren. Denn nach dem historisch einmaligen Crash am Rentenmarkt im Jahr 2022, liegt das Renditeniveau im Hinblick auf die zu erwartende nachlassende Inflationsdynamik aktuell auf einem interessanten Niveau.

Mit Blick voraus wird der anhaltende Krieg in der Ukraine seitens der Analysten stets in einem direkten Zusammenhang mit möglichen Preissteigerungen bei Energie und Lebensmitteln gesehen. Doch ist dies zwangsläufig gegeben?

Berechnungen haben gezeigt, dass mehr als die Hälfte der Inflationsentwicklung in den vergangenen 12 Monaten auf die Energie- und Nahrungsmittelpreise sowie Preissteigerungen bei Miete und selbstgenutztem Eigentum zurückzuführen sind. Die Energiepreise verzeichnen aktuell keine Preissteigerungen. Im Gegenteil, sie sind eher rückläufig und liegen deutlich niedriger als vor 12 Monaten. So notieren die Ölpreise aktuell rund 10% niedriger als im Januar 2022. Bezogen auf den Februar 2022 wird der Vorjahresvergleich jedoch einen Preisrückgang von rund 15 Prozent und verglichen mit dem März 2022 einen Abschlag von mehr als 25 Prozent ergeben. Beim Weizenpreis fällt der Vorjahresvergleich auf Märzbasis noch drastischer aus. Verglichen mit dem aktuellen Getreidepreis wird der Rückgang im März etwa 35% betragen. Bei anderen Grundnahrungsmitteln wie Reis oder Kakao bewegen sich die Preise zwar aufwärts, die Dynamik ist jedoch erheblich abgeschwächt.

In den nächsten Monaten werden folgende Preiskomponenten mit allergrößter Wahrscheinlichkeit Rückgänge aufweisen: die Produzentenpreise, die Energiepreise, die Preise für Gebrauchtwagen (die zwischenzeitlich ein irrationales Preisniveau erreicht hatten), die globalen Frachtraten (in 2022 fielen die Raten um rund 75%) sowie die US-Mieten und Immobilienpreise. Diese für die US-Notenbank wichtige Preiskomponente „Shelter“ wird aufgrund ihres nachlaufenden Effektes jedoch noch für 4-6 Monate ansteigen. In Verbindung mit der starken Lohnentwicklung auf dem US-Arbeitsmarkt bildet dieser Effekt das argumentative Gerüst für eine weiterhin straffe Geldpolitik der FED

Unternehmen und private Haushalte sind nach den massiven staatlichen Unterstützungen und hervorragenden Gewinnen in den vergangenen zwei Jahren in einer guten Position. Eine ausgeprägte Rezession scheint uns in diesem Umfeld eher unwahrscheinlich. Für den US-Arbeitsmarkt erwarten wir eine allmähliche Beruhigung und eine Bewegung in Richtung Ausgleich. Damit ist gemeint, dass sich die starke Nachfrage durch einen Rückgang der offenen Stellen und (bereits sichtbare) Freisetzungsaktivitäten allmählich abschwächt und es zu einem Rückgang der zuletzt verzeichneten Lohnsteigerungen kommt.

Zu welchem Zeitpunkt und in welchem Ausmaß die deflationären Kräfte die inflationären Komponenten übertreffen werden, lässt sich schwerlich prognostizieren und ähnelt eher einer Kaffeesatzleserei. Die übergeordnete Aussage, dass die Inflation in den USA im Jahr 2023 unterhalb der Markterwartung liegen wird, trauen wir uns jedoch zu. Aus diesem Grund sind wir optimistisch in Bezug auf zwei unserer strategischen Entscheidungen. Wir erwarten eine insgesamt positive Entwicklung für unsere bevorzugten Qualitätsaktien und ebenfalls für die Rentenseite unseres Depots. Hier haben wir bereits die Investitionsquote erhöht, die Duration verlängert und mit einer deutlichen Übergewichtung italienischer Staatsanleihen eine attraktive Rendite eingeloggt.

Intuitiv könnten die (geo-) politischen Risiken als weiterer Störfaktor für eine positive Börsenentwicklung in den kommenden Monaten genannt werden. Und selbstverständlich ist der russische Krieg gegen die Ukraine weiterhin eine ernstzunehmende Gefahr. Andererseits haben die jüngsten Ereignisse in China gezeigt, dass auch positive Entwicklungen für die Weltwirtschaft in kürzester Zeit möglich sind. Die „Wiedereröffnung“ Chinas wäre im Hinblick auf die aktuellen Befürchtungen einer ausgeprägten Rezession mit einhergehenden Gewinnrückgängen mehr als ein Hoffnungsschimmer. Bei unserer Abwägung von Chancen und Risiken sind wir im aktuellen Umfeld daher zuversichtlich und trauen der Zukunft aus den genannten Gründen wieder deutlich mehr zu!

 

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