„Putin überschreitet den Rubikon“

SONDER-NEWSLETTER RUSSLAND – UKRAINE KRISE

„Putin überschreitet den Rubikon“
… oder in diesem Fall: den Grenzfluss Siwerskyj Donez

Die ganz überwiegende Mehrzahl sowohl der Politexperten als auch der Finanzanalysten wurde von der jüngsten Eskalation der Russland – Ukraine Krise negativ überrascht. Noch zur Wochenmitte hatte die Aussicht auf ein direktes Treffen zwischen Joe Biden und Wladimir Putin die Märkte aufatmen lassen und auch am Wochenende gab es durchaus Anzeichen für weitere diplomatische Initiativen. Doch für den gestrigen Montag, so schien es, hatte der russische Präsident einen genauen Fahrplan, der am späten Abend in einer Anerkennung der beiden selbst ernannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk gipfelte. Damit ist sowohl die Gefahr einer kriegerischen Auseinandersetzung dramatisch gestiegen wie auch eine Eskalation der angekündigten Sanktionen von Seiten der EU und der USA ausgelöst worden.

An den Finanzmärkten fiel die Reaktion am Montag deutlich aus. Der DAX verlor 5%. Aufgrund des “Presidents‘ Day“ waren die US-Börsen geschlossen, der Handel mit Futures und Optionen lief jedoch. Aufgrund der geringen Liquidität fiel die Marktreaktion an Wall Street und NASDAQ noch heftiger aus. Zwischenzeitlich verlor der Future auf Nasdaq 100 Index fast 7 Prozent.

Zu diesem überproportionalen Abschlag trugen Absicherungsgeschäfte von Fonds und Banken bei, die am geschlossenen Aktienmarkt nicht handeln konnten. Die Reaktion an der japanischen Börse war weit weniger drastisch. Der Nikkei 225 lag heute Morgen nur 1,7% niedriger als am vorherigen Handelstag. Der Future auf den Nasdaq 100 Index notierte dementsprechend heute Morgen wieder rund 3,5% höher als zu den Tiefstkursen von gestern Abend.

Wie wahrscheinlich und effektiv sind Sanktionen der EU?

Wirtschaftliche gegenseitige Abhängigkeit: Russlands Energieexporte machen etwa 25% der russischen Wirtschaftsleistung und mehr als ein Drittel des russischen Staatshaushaltes aus. Die Einnahmen aus dem Export von Öl liegen dabei rund viermal so hoch, wie die Erlöse aus dem Export von Gas. (Anmerkung: Der Anteil erneuerbarer Energien beträgt in Russland 1%, in der EU rund 40%).

Deutschland ist auf der anderen Seite in hohem Maße von Energieexporten aus Russland abhängig. Beim Erdöl beträgt der Marktanteil Russlands rund ein Drittel, bei Erdgas und Kohle liegt der Anteil russischer Importe nach Deutschland bei fast 50%. Bei dieser Ausgangslage ist es durchaus fraglich, ob und wie lange wirtschaftliche Sanktionen der EU durchgehalten werden können.

Zudem leiden Verbraucher und Wirtschaft in Europa schon jetzt unter den rasant gestiegenen Energiepreisen. Diese könnten bei einer Eskalation und wechselseitigen Sanktionen noch weit über das aktuelle Niveau steigen, mit drastischen Folgen für Unternehmen, Verbraucher und Finanzmärkte.

Sanktionen gegen bestimmte Personen sind sicherlich leichter zu realisieren, werden aber für die politischen Entscheidungen der russischen Regierung kaum Effekte erzielen. Bereits im Zuge der Krim-Krise 2014 gab es harte Sanktionen gegen Russland, ohne dass diese einen signifikanten Einfluss auf die russische Politik gehabt hätten.

Ausblick und Vorgehen:

In Zeiten erhöhter Volatilität besteht die Gefahr, dass prozyklisches Handeln (z.B. zu drastischer Abbau von Aktienquoten) erhebliche negative Auswirkungen auf die langfristige Rendite des investierten Vermögens hat. Außerdem erfolgen Kurserholungen in so einem Umfeld oftmals recht unerwartet und in Form von einigen wenigen sehr starken Tagen an der Börse. Auch im aktuellen Konflikt besteht jederzeit die Möglichkeit einer nicht kriegerischen Lösung. Die Vergangenheit zeigt, dass die Märkte eine solche Entwicklung bereits im Vorfeld mit deutlichen Kurssteigerungen einpreisen. Der Versuch des kurzfristigen Markttimings birgt ein hohes statistisches Risiko dafür, dass die Rendite langfristig negativ beeinflusst wird.

Beispiel Krim Krise: Der bewaffnete Konflikt im Zuge der Annexion der Kr im im März 2014 hinterließ an den Finanzmärkten keine tiefen Spuren. Der DAX verlor zwischen dem 1. März und dem 13. März (Beginn der kriegerischen Auseinandersetzung) etwa 7%. Bereits am 4. April hatte der Index wieder seinen Stand von vor der Krise errei cht und notierte im Juni 2014 weitere 5% höher. 

Wir werden unseren Anlageprozess weiterhin mit allergrößter Sorgfalt durchführen, wobei das Ziel immer darin besteht, Ihr Vermögen langfristig optimal zu schützen und zu vermehren. Jeden Allokationsschritt führen wir in dieser Marktlage mit absoluter Umsicht durch.

Wir bedanken uns für Ihr Vertrauen, welches in schwierigen Marktphasen besonders gefordert und gefragt ist.

Dr. Martin Stötzel
Gründer und Chief Investment Officer

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